Schon mit legalen Mitteln kann man sich herausfordern, ein paar Schritte zu gehen, die einen für Situationen im Leben sensibel machen und an Grenzen führen, die gar nicht weit vom Alltäglichen liegen. Dabei helfen Anna (Musik), Samira (Berührungen), Soraya (Körpererlebnisse), Amelie (Sound) und Corinna (Farbperspektiven) mit Hilda. Hilda ist der Hilfehund für Corinna, die zu Hyperfixation neigt. Wenn sich die Autistin einer Sache annimmt, droht sie alles zu vergessen. Essen, Trinken und die ganze Welt. Dann wird Hilda aktiv und holt Corinna zurück.
Die Uraufführung von „Rausch“ bietet eine interaktive Spielform für ein 40-köpfiges Publikum, das das Theater als Inklusionsraum erfährt. Regisseurin Christina Schelhas schafft mit ihrem Team eine Wohlfühlatmosphäre: Vieles kann, aber nichts muss. Mit Kopfhörern geht es langsam in den verdunkelten Tanzbereich. Unter Discokugeln wird elektronische Musik (Sounddesign: Jacob Lorenz) spürbar. Über Mikro lassen sich Rhythmen und Töne einsprechen. Wer will, bitteschön. Und wenn das Angebot erfolgt, sich wie ein Regenbogen aufzustellen, wird man gewahr, wie eintönig die meisten gekleidet sind: dunkelblau bis schwarz. An einem runden Tisch wird mit Metal-Markern auf farbigen Folien gezeichnet. Strich oder Schraffuren, Figuren oder Tiere, expressiv oder impulsiv, die Ergebnisse ergeben auf dem hinterleuchteten Karussell eine herrlich bunte Bilderreihe. Corinna erklärte umsichtig die Malprobe. Hund Hilda ist ganz ruhig. Für einige war es ein Déjà-vu nach Jahrzehnten ohne Zeichenstifte.
„Rausch“ will ein Labor für Erfahrungen sein. Die Sitzkissen auf Flauschteppich (Bühne Emilia Schmucker) machen für Berühungen sensibel. Aufgabenkarten werden gezogen, man lernt einander kennen, berührt sich an den Händen – vielleicht. Es ist reizvoll. Es ist anders.
27.3.; 8., 15., 19.4.; 16.5.;
Tel. 0251/59 09 100; www. theater-muenster.com