Zu sehen ist „Der Schwimmer“ (2010) im Osthaus Museum in Hagen, das der Künstlerin die Ausstellung „Floating Strangers“ (Treibende Fremde“) widmet. Stephanie Pech, 1968 in Unna geboren, in Bonn lebend, bringt in ihren Werken ganz unterschiedliche Techniken und Stilelemente unter. Was wie das monumentale Tierbild so homogen auftritt, ist tatsächlich eine komplexe Montage. So liegt der „Schwimmer“ auf einer Anthropometrie, einer Körperabformung, die Yves Klein als spezielle Form der Aktionskunst entwickelte. Pech arbeitet mit einer Tänzerin, die ihr als lebendiger Pinsel dient. Diese Abdrücke eines Körpers liefern eine Grundstruktur mit einen Anteil an Zufall, an Unberechenbarkeit, auf die die Malerin nun mit weiteren Impulsen reagiert. Der so lebendig erscheinende Kalmar bildet eben nicht naturalistisch ab.
Wassergetier gehört zum festen Formenrepertoire der Künstlerin. Sie malt auch einen Teich mit Kois. Sie lässt einen Frosch einem Bügeleisen begegnen, das offenbar auf den Lurch zuhüpfte, wie Abdrücke vermuten lassen („Frosch I“, 2005). Sie hängt einem knienden Frauenakt einen fetten Aal um den Hals wie eine Pelzstola („How Much Is The Fish?“, 2022). Da findet man die kalte, hyperrealistische Dingmalerei eines Konrad Klapheck ebenso wieder wie die verwischte Figurenauffassung Francis Bacons. Auch den Surrealismus bringt Pech in ihre Bilder ein. In „Re-Animation“ (2019) setzt sie auf einen starken Farbkontrast zwischen dem rosa Bildgrund und einer grünen, aus Körperabdrücken gesetzten Wolke. Im Zentrum schwebt eine Tischplatte, auf der ein Krake liegt. Der Boden des Raums könnte eine gestreifte Matratze sein. Man erkennt Schläuche und eine Dusche. Ganz unten zeichnet sich ein sehr viel größerer Fangarm mit Saugnäpfen ab, der vielleicht zum vermeintlich toten Tier gehört. Neben der Abformung setzt Pech hier die Frottage ein, die der Surrealist Max Ernst erfunden hat. So lag die Leinwand auf Schläuchen von Staubsaugern, die Künstlerin fixierte die Struktur mit Pastellkreide. Wieder ergibt sich eine durchaus einheitliche Komposition, aber es ist unmöglich, das in einen Sinnzusammenhang zu bringen. Am Ende steht ein Bildrätsel um eine subtile Bedrohung.
So spielt die Künstlerin mit Mehrdeutigkeiten. Sie vergrößert Blüten mit pelzigen Blatthüllen zu ebenso faszinierenden wie ekligen Objekten. Sie lehnt an eine Wand mannsgroßen Spargel, dessen Schatten ein Schemenwesen ist, mit einem Gesicht darin. Auf einem Teich schwimmt ein fast rohes Spiegelei, ein Fruchtbarkeitssymbol. Und zu weißen Bällen, halb Perlen, halb Lampe, schweben bedrohliche Motten. So eröffnet die Künstlerin eine Bildwelt, an der man lange zu schauen hat.
Bis 9.4., di – so 12 – 18 Uhr,
Tel. 02331/ 207 3138, www.osthausmuseum.de, Katalog, Wienand Verlag, Köln, 28 Euro