1. come-on.de
  2. Kultur

Eine Doppelausstellung würdigt Maria und Wilhelm Buschulte im Museum Haus Opherdicke

Erstellt:

Von: Ralf Stiftel

Kommentare

Maria Buschulte: Ohne Titel, ohne Jahr
Die Aktstudie von Maria Buschulte ohne Titel und undatiert ist auf Haus Opherdicke zu sehen. © Thomas Kersten

Holzwickede – Wilhelm Buschulte (1923–2013) ist neben Georg Meistermann der wohl wichtigste deutsche Glasmaler. Er schuf mehr als 3000 Fenster, für Dome in Aachen, Essen, Münster und Paderborn, für die päpstliche Nuntiatur in Berlin, für Gebäude in Kairo, Jerusalem, Riad. Der Unnaer Künstler war erfolgreich, konnte sich einen Mercedes leisten, baute für seine Familie ein Haus im Bauhaus-Stil. Auf dem Kunstmarkt war er nicht präsent, obwohl er parallel Ölbilder malte und unaufhörlich zeichnete.

Den 100. Geburtstag Buschultes nimmt der Kreis Unna nun zum Anlass, diesen wenig bekannten Teil seines Werks und das Werk seiner Frau Maria (1923–2014) im Museum Haus Opherdicke vorzustellen. Die Kombination ist nicht willkürlich. Buschulte lernte Maria Häfner beim Studium an der Kunstakademie München kennen. Sie malten gemeinsam, sie verliebten sich. Eine Verletzung, die zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche führte, hatte ihm vermutlich im Weltkrieg das Leben gerettet. Er musste nicht kämpfen, sondern studierte. Nach der Heirat 1951 zog das Paar wieder an Wilhelms Geburtsort. Und dort schlug ihm Dechant Stratmann vor, Kirchenfenster zu entwerfen.

Rund 100 Gemälde des Paars und zusätzlich Zeichnungen und dokumentarisches Material wählten die Kuratoren Arne Reimann und Wilko Austermann aus dem Nachlass aus. Sie sichteten Mappen mit rund 18 000 Blättern. Das Paar hatte besonders in den ersten Jahren einen sehr ähnlichen Stil. Viele Bilder sind nicht signiert und datiert. Allerdings war das Material sorgsam in Mappen archiviert.

Die Ausstellung „Mit den Farben des Lichts“ breitet diese Funde chronologisch aus. Maria und Wilhelm Buschulte widmeten sich bis in die 2000er Jahre besonders zwei Motivkreisen: dem Porträt und dem Akt. Besonders das Interesse an der Darstellung des nackten Menschen erstaunt, waren beide doch sehr gläubige Katholiken, war doch das Sakrale Wilhelm Buschultes wichtigstes Arbeitsfeld. Maria Buschulte gab die Kunst für lange Zeit auf, als der erste Sohn kam. Sie konzentrierte sich auf die Familienarbeit. Aus der Zeit um 1950 stammen Darstellungen von beiden Künstlern mit nackten Menschen in Gruppen, leicht abstrahiert, in unklaren Situationen, aber erotisch aufgeladen. Ungewöhnlich Wilhelms Gemälde eines nackten Paares, das auf der Couch sitzt, sie zärtlich an ihn gelehnt. Das hat nicht die Provokationslust der Expressionisten. Aber gerade durch das gutbürgerliche Ambiente werden hier die Tabus der Nachkriegszeit entspannt ignoriert.

Anrührend ist ein Raum mit kleinformatigen Porträts der Kinder. Immer wieder malte Buschulte seine Tochter Mechtild, seine Söhne Jochen und Wilhelm. Es macht die Ausstellung so intim, so persönlich. Viele Bilder waren privat, nie für Ausstellungen oder gar Verkauf gemalt.

Die Künstler begannen das Studium im Krieg, die ersten Bilder sind noch vom rigiden antimodernen Naturalismus bestimmt, der in der NS-Zeit erwünscht war. Doch nach 1945 nahm das Paar die Impulse der internationalen Avantgarden auf. Da findet sich eine Landschaft Wilhelms von 1952, komponiert aus fetten van-Gogh-schen Flecken. Buschulte griff viele Stilmittel auf, Matisse und Picasso etwa in Zirkusmotiven. Aus den 1960er Jahren gibt es starkfarbige Bilder, die den Titeln zufolge sakrale Motive wie Engel zeigen, die aber vor allem einen experimentellen Umgang mit der Farbe zeigen, die manchmal wie bei einem Relief aufgetragen wird, bei dem Linien mit dem Pinselstab eingeritzt wurden. Einige stilisierte Gesichter erinnern an Jawlenskys späte ikonenartige Meditationsbilder. Auch Glasmalereien sind präsent, Entwurfsstücke im Original und markante Kirchenwerke als Projektionen.

Die sehenswerte Schau rückt gleich so zwei Lebenswerke ins Licht.

Bis 13.8., di – so 10.30 – 17.30 Uhr, Tel. 02303 / 275 041, www.museum-haus-opherdicke.de

Katalog, Kettler Verlag, Dortmund, 30 Euro

Auch interessant

Kommentare