Die Behauptung sei nicht überprüfbar, sagt der Richter
Prozess platzt, weil Angeklagter behauptet: "Sitze in Polen fest, in Quarantäne"
Lüdenscheid – Eine Bande von mutmaßlichen Betrügern und Urkundenfälschern ist ins Blickfeld der Justiz geraten.
Die Männer haben nach Erkenntnissen der Polizei in mindestens fünf Geldinstituten, unter anderem in Lüdenscheid, unter falschen Namen Konten eröffnet, sich Dispo-Kredite erschlichen und in großem Stil abgeräumt. Doch der Prozess gegen den Hauptangeklagten, einen in Remscheid gemeldeten 36-Jährigen, platzt zunächst.
Der Stuhl neben dem Verteidiger, Rechtsanwalt Bernhard Küpper, bleibt leer. Der Vorsitzende des Schöffengerichts, Amtsrichter Thomas Kabus, liest aus einem kurzen Brief vor, den der Angeklagte dem Gericht hat zukommen lassen.
Darin heißt es unter anderem: „Ich sitze in Polen fest und befinde mich unter Coronaverdacht in Quarantäne.“ Eine Erklärung, die laut Kabus „in keinster Weise überprüfbar ist“. Die Zeugen, unter ihnen Bankangestellte und ein Kriminalbeamter der Polizei, sind vergeblich erschienen. Auch der Polnisch-Dolmetscher muss unverrichteter Dinge wieder gehen. Er sollte die Aussage eines vermeintlichen Mitglieds der Bande übersetzen.
Doch auch der Belastungszeuge schwänzt den Prozess. Bei der Kripo hatte der bereits gegen seine Freunde ausgesagt. Die sollen ihren Kumpel nämlich als „Strohmann“ in die Banken geschickt und bewegt haben, für die Gaunereien zu unterschreiben. Überwachungskameras lieferten dafür offenbar eindeutige Beweise. Das Schöffengericht vertagt sich. Ein weiterer Termin wird „von Amts wegen“ neu festgelegt.