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Unsere Bundestagskandidaten stehen Rede und Antwort

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Am 24. September wird der nächste Bundestag gewählt. © picture alliance / dpa

Märkischer Kreis - Sechs Bundestagskandidaten, neun Fragen: Im Wahlkreis 149 kandidieren Dr. Matthias Heider (CDU), Nezahat Baradari (SPD), Johannes Vogel (FDP), Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen), Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke) und Klaus Heger (AfD). Was sie unter anderem zu Trump, den Baustellen in NRW, der Großen Koalition, ihren Programmen sowie ihren Schwächen und Stärken zu sagen haben, erfahren Sie hier.

Am 24. September wird die neue Bundesregierung gewählt. Im Märkischen Kreis wird in zwei Wahlkreisen abgestimmt - im Nordkreis im Wahlkreis 150, im Südkreis gemeinsam mit dem Kreis Olpe im Wahlkreis 149. Die sechs Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis 149 haben sich den Fragen unserer Redaktion gestellt. 

Frage 1

Was hätten wir von vier weiteren Jahren unter Kanzlerin Angela Merkel zu erwarten?

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Dr. Matthias Heider (CDU):  Die von Angela Merkel und der Union geführten Bundesregierungen bedeuten vor allem Sicherheit und Stabilität für Deutschland. Unsere Arbeit hat vielen Menschen einen Job und eine Verbesserung der persönlichen Verhältnisse gebracht. Künftig wollen wir Familien mehr Kindergeld und Unterstützung beim Hausbau bieten. Die arbeitenden Menschen wollen wir mit einer Steuersenkung von rund 15 Millarden Euro entlasten. Mit 15.000 zusätzlichen Polizisten und intelligenter Videotechnik wollen wir Deutschland noch sicherer machen.

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Nezahat Baradari (SPD): Weitere vier Jahre unter einer Bundeskanzlerin Merkel würden für Deutschland vier Jahre Stillstand bedeuten. In den letzten zwölf Jahren ist versäumt worden, zukunftsträchtige Visionen zu definieren und Investitionen im Bereich Bildung, Gesundheit und Innere Sicherheit zu tätigen. Die Schere zwischen Arm und Reich ist größer geworden. Von dem Reichtum in Deutschland profitieren nicht alle Menschen, und Deutschland ist für viele Menschen nicht mehr ein Land, in dem alle gut leben. In den städtischen Bereichen wird durch Armut der soziale Frieden in Deutschland gefährdet. Wer Merkel wählt, bekommt Seehofer und als Folge wäre ein Rechtsruck zu befürchten.

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Johannes Vogel (FDP): Es ist offenkundig, dass das Rennen um Platz eins längt entschieden ist. Entscheidend ist jetzt die Frage, welche Partei drittstärkste Kraft wird. Entweder, um eine wirksame Opposition gegen eine erneute Große Koalition anzuführen oder als Mandat für Koalitionsgespräche. Wenn man sich das Wahlprogramm der CDU ansieht, dann kann man es mit zwei Worten zusammenfassen: weiter so. Das ist mir viel zu wenig. Wir müssen unser Land modernisieren und fit machen für die entscheidenden Zukunftsfragen unserer Zeit. Daher werben wir Freie Demokraten für weltbeste Bildung, mehr Tempo bei der Digitalisierung und wollen Arbeitsmarkt und Rente fit machen für die moderne Arbeitswelt.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Es wäre ein weiter so sich nur durchlavieren. Es wäre Stillstand in vielen Bereichen. Keine Änderung bei der Klimapolitik. Die Automobil-Industrie hat mit Unterstützung der Bundesregierung Käufer wie Kommunen hinters Licht geführt. Wir brauchen jetzt Maßnahmen, die schnell greifen, um Fahrverbote zu verhindern. Es wird keine Strafverfolgung der Konzerne geben. Es wird auch keine Änderung in der Politik, um Fluchtursachen zu bekämpfen, geben. Da geht es um die Außenpolitik und die Politik in der Entwicklungshilfe. Die wird weiterhin nur von kommerziellen Interessen geleitet werden. Es wird keine Änderung in den sozialen Fragen geben. Das würde sich nur mit uns Grünen ändern.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): Weitere vier Merkel-Jahre bedeuten fortschreitenden Abbau von sozialen Standards. Gründe werden sicher gefunden werden, bei gleichzeitiger Behauptung, dass es uns so gut gehe wie nie zuvor und dass wir die höchsten Standards in Europa hätten. Hinsichtlich Klima und Energiewende erwarte ich Stillstand. Zunehmende innere Spannungen und entsprechend Proteste werden mit fortschreitendem Demokratieabbau einhergehen. Damit verbunden sehe ich den Rechtsstaat in Gefahr.

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Klaus Heger (AfD): Es würden weiterhin gigantische Mittel aufgewendet, die dazu führen, dass es den Menschen in unserem Lande am Ende schlechter geht. Das betrifft in erster Linie die Europroblematik, die Migrantenkrise und die Energiewende. Wichtige Entscheidungen würden im Zweifel weiterhin am Bundestag vorbei getroffen, was einen weiteren Abbau von Demokratie bedeutet. Die Bundesregierung würde dringend notwendige, grundlegende Reformen der EU nicht einfordern.

Frage 2

Stellt US-Präsident Donald Trump eine Gefahr für den Weltfrieden dar? Wie begründen Sie Ihre Ansicht?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Der amerikanische Präsident geht in der Führung seines Landes einen sehr eigenen Weg. Ich glaube, dass der Präsident in seiner bisherigen Berufslaufbahn die Erfahrung gemacht hat, mit großen Worten sehr weit zu kommen. Nach meiner Erfahrung kann in der Politik und in der Diplomatie auch unaufgeregtes und sachliches Handeln weiterhelfen. Ich sehe den Weltfrieden nicht in Gefahr. Die Beziehungen von Deutschland und vieler anderer internationaler Partner zu den USA überstehen auch einen Heißsporn im Weißen Haus.

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Nezahat Baradari (SPD): Ja, indem er durch sein Verhalten und seine unberechenbaren Worte polarisiert. Er schreckt nicht davor zurück, sofort mit Atomwaffen zu drohen, wenn er gereizt wird. Dabei sollte gerade in schwierigen Zeiten die Diplomatie sprechen. Was vorwiegend das amerikanische Militär im Nahen Osten und in anderen Gebieten verursacht hat, können wir anhand der Flucht von Millionen Menschen aus ihrer Heimat und ihrem Elend sehen. Die Folgen spüren wir in Europa, insbesondere in Deutschland. Die Forderung des amerikanischen Präsidenten Trump, dass Deutschland seine Militärausgaben erhöhen soll, lässt nichts Gutes ahnen.

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Johannes Vogel (FDP): Donald Trumps Unberechenbarkeit ist offensichtlich, ebenso aber die Tatsache, dass es sehr unterschiedliche Personen und Positionen in der amerikanischen Administration gibt. Die Bundesregierung muss deshalb umso mehr mit den vernünftigen Kräften in der Trump-Regierung reden, um diese stark zu machen. Klar ist für mich: Wir müssen den Dialog aufrechterhalten, insbesondere mit den weltoffenen und liberalen Akteuren in den USA. Denn die Verbindung des Westens reicht tiefer als eine Präsidentschaft – und sie reicht über eine Präsidentschaft hinaus. Ein Donald Trump unterstreicht übrigens vor allem auch eines: Wählen gehen und sich einbringen – sonst wacht man mit unliebsamen Ergebnissen auf!

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Die Kriegsrhetorik des US-Präsidenten ist hoch gefährlich. Wenn man Drohungen ausstößt, ist man manchmal gezwungen, diese Drohung dann auch zu verwirklichen. Eine militärische Eskalation wäre wirklich dramatisch in dieser Region, und die hätte unabsehbare Folgen. Das eigentliche Problem ist, glaube ich, dass man auf der einen Seite in Nordkorea mit Kim Jong-un einen Machthaber hat, der sehr, sehr brutal ist, aber für sich eigentlich nur eine Lösung sieht – mit militärischer Stärke zu versuchen, sein Land und seine Macht abzusichern, und auf der anderen Seite haben wir einen unerfahrenen US-Präsidenten, der eben auch erhebliche Drohungen ausstößt.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): US-Präsident Donald Trump ist ein selbstverliebter Anti-Intellektueller, der bisher jeweils seinem ersten emotionalen Impuls folgt. Kluge beherrschte Weitsicht als Grundlage von Entscheidungen ist weder in der Innen- noch in Außen- und Friedenspolitik zu erwarten.

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Klaus Heger (AfD): Nein. Im Gegensatz zu seiner ehemaligen Konkurrentin Hillary Clinton, die mit ihrer geplanten Flugverbotszone („No Fly Zone“) über Syrien selbst eine militärische Auseinandersetzung mit Russland (!) nicht ausgeschlossen hatte, fehlt von Präsident Trump eine derartige Ankündigung. Die Aggression auf der koreanischen Halbinsel geht eindeutig vom nordkoreanischen Diktator Kim aus und Trump wäre sehr schlecht beraten, wenn er sich nicht dagegen stellen würde. Immerhin sind auch Gebiete der USA als Angriffsziele erreichbar und von Kim offen als solche benannt worden.

Frage 3

Der einstige NRW-Verkehrsminister Michael Groschek hat ein „Jahrzehnt der Baustellen“ auf den Autobahnen angekündigt. Wie sehr ärgern Sie sich über Staus – und welche Ausweichstrecke werden Sie auf dem Weg nach Berlin nutzen?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Die CDU-geführte Bundesregierung hat eines der größten Infrastrukturprojekte überhaupt aufgelegt. Das war nötig, nachdem die bisherige Landesregierung jahrelang keine Planungen beim Straßenbau vorangetrieben hat. Nach unserer Initiative fließen allein 13 Milliarden Euro in den Straßenbau in NRW. Davon wird über eine Milliarde Euro in die A 45 zwischen Hagen und Freudenberg, also im südlichen Sauerland, investiert. Wir sanieren die Brücken und bauen die Autobahn aus. Im Übrigen wird der Autobahnausbau für Lüdenscheid höhere Standards beim Lärmschutz bedeuten. Nach Berlin werde ich übrigens im Falle meiner Wiederwahl, wie bisher, meistens mit dem Zug fahren.

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Nezahat Baradari (SPD): In NRW gibt es strukturelle Verkehrsprobleme gerade im ländlichen Bereich. Trotzdem wünsche ich mir einen leistungsfähigeren und schnelleren Autobahnausbau. Der unnötige Verkehrsstau raubt den Menschen Lebenszeit und ist umweltbelastend, da immer mehr Autos auf den Autobahnen zeitverlängernd verweilen müssen. Der ehemalige Verkehrsminister von NRW Groschek war ehrlich, indem er die zeitintensive Lösung des Verkehrsproblems in NRW dargestellt hat, nämlich so wie sie ist. Er war es, der den Wählern nichts versprach, was er nicht einhalten konnte. Armin Laschet und seine CDU müssen ihr Wahlversprechen einhalten. Ich selber werde die Bahn als Hauptverkehrsmittel benutzen.

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Johannes Vogel (FDP): NRW versinkt im Stau und das belastet auch mich nahezu jeden einzelnen Tag. Leider hat die ehemalige rot-grüne Landesregierung hier eben viel zu lange viel zu wenig getan – vor allem wurden zu wenig baureife Projekte geplant, genau das liegt aber in der Verantwortung der Länder. Deshalb freue ich mich sehr, dass die neue Landesregierung unter Beteiligung der FDP genau das ändern wird und auch weitere Beschleunigungsmaßnahmen wie etwa die Sechs-Tage-Wochen auf Baustellen eingeleitet hat. Damit können Bauarbeiten schneller abgeschlossen werden. Ich reise nach Berlin aber unabhängig davon entweder mit dem Flieger oder der Bahn – denn in letzterer kann ich während der Fahrt arbeiten.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Ich nehme die Bahn.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke):  Staus sind nur dann (bedingt) ärgerlich, wenn man den Pkw als Verkehrsmittel nutzt. Ich bevorzuge die Bahn.

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Klaus Heger (AfD): Viele Autobahnteilstrecken und besonders Autobahnbrücken sind sanierungs- und ausbaubedürftig. Deutschland benötigt Verkehrswege auf höchstem Niveau. Selbstverständlich sind Staus für die Betroffenen ärgerlich; ich muss häufig die A 3 auf dem Kölner Ring befahren, was erhebliche Geduld erfordert. Auf dem Weg nach Berlin habe ich bereits früher eine Bahnverbindung genutzt, was ich als angenehmes Reisen empfinde und auch wieder so machen würde. Allgemein sollte mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene verlegt werden, insbesondere im Güterverkehr. Dazu wäre ein Bundesverkehrsplan vonnöten, der sowohl ökonomische als auch ökologische Belange berücksichtigt.

Frage 4

Was würden vier weitere Jahre Große Koalition für Deutschland bedeuten?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Vier weitere Jahre Große Koalition bedeuten zunächst einmal eine unionsgeführte Bundesregierung. Davon würde unser Land profitieren. Die SPD hat sich bei den Maßnahmen für die innere Sicherheit und bei der Begrenzung illegaler Einwanderung lange bitten lassen. Im Übrigen sollten Große Koalitionen in einer parlamentarischen Demokratie die Ausnahme bleiben. Ich finde, es reicht jetzt mal mit großer Koalition.

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Nezahat Baradari (SPD): Es wäre schädlich für die SPD. Die SPD muss sich mehr profilieren. Dies kann sie nicht in einer großen Koalition als Juniorpartner. Trotz fleißiger SPD-Ministerien würden die Erfolge weiterhin der CDU zugeschrieben, wie es jetzt bereits der Fall ist. Der Mindestlohn trägt die sozialdemokratische Handschrift, das Kindergeld und das KindergeldPlus ist durch das Familienministerium (SPD) durchgesetzt worden, genauso wie weite Teile des Lohntransparenzgesetzes. Frau Merkel besetzt die Mitte und würde diese Strategie in einer weiteren großen Koalition so ausdehnen, dass die SPD weiter an den Rand gedrängt wird und sich nicht mehr erholen könnte. Wir sind die soziale Partei und nicht die CDU.

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Johannes Vogel (FDP): Am Anfang der Legislatur wurden teure Wahlkampfgeschenke verteilt, aber bei den zentralen Herausforderungen passiert zu wenig. Warum stehen wir bei schnellem Netz hinter Panama und Peru und bei der digitalen Verwaltung auf Platz 21 von 28 in Europa? Warum gibt es immer noch kein Einwanderungsgesetz? Warum entscheiden Politiker, wann die Menschen in Rente gehen dürfen – anstelle eines flexiblen Renteneintrittsalters? Warum wird die anlasslose Massenüberwachung vorangetrieben, anstatt bekannte Gefährder gezielt zu verfolgen? Dies droht sich fortzusetzen. Deshalb werbe ich für eine starke FDP – als Antreiber in einer Modernisierungskoalition oder als Antreiber als Oppositionsführer.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Die Umsetzung der Energiewende wird weiter verzögert werden. Der Atomausstieg geht weiter, wenn auch zulasten des Steuerzahlers. Der Anteil der Erneuerbaren wird vor allem bei der Windenergie stärker nur von den großen Konzernen beherrscht werden. Die Bürgerwindparks werden geringer werden. Da droht ein Arbeitsplatzabbau. Deutschland hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, seine Emissionen zu senken, weil die Änderungen falsche Akzente gesetzt haben. Deutschland wird seine Klimaziele nicht erreichen. Es wird sich in den sozialen Fragen immer wieder nur ein Minimalkonsens ergeben. Das ist Sprengstoff für unsere Gesellschaft und die Demokratie.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): Weitere vier Jahre Merkel.

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Klaus Heger (AfD): Im günstigsten Fall Stillstand, wenn sich die die beiden Koalitionspartner gegenseitig blockieren. Im ungünstigsten Fall werden nach wie vor Entscheidungen getroffen, die unser Land weiter zurückwerfen. Dies gilt nicht zuletzt auch für die innere Sicherheit; Deutschland ist in einer Rangliste des Weltwirtschaftsforums hinsichtlich der Sicherheit von Reiseländern von Platz 20 auf Platz 51 zurückgefallen. Im übrigen sind Koalitionsfragen derzeit noch nicht unser Thema; wir treten an, um im Bundestag eine echte Opposition zu bilden.

Frage 5

Gibt es etwas, das sich in der Bundespolitik in den kommenden vier Jahren grundlegend ändern muss?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Wir brauchen eine Neuausrichtung der Energiewende. Orientiert an den tatsächlichen Bedürfnissen von Industrie- und Haushaltskunden. Wir sprechen bei der Energiepolitik gerne vom Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Sauberkeit und Bezahlbarkeit. Da gab es zuletzt ein Missverhältnis. Gerade die Bezahlbarkeit ist aus den Augen verloren worden. Außerdem muss die Digitalisierung noch viel stärker unser Handeln in den nächsten Jahren beeinflussen. Wir müssen die Rahmenbedingungen in Deutschland gestalten, damit wir von der Digitalisierung profitieren.

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Nezahat Baradari (SPD): Wir stehen davor, dass das Gesundheits-, Pflege- und das Rentensystem vollkommen gegen die Wand gefahren wird. Hier müssen wir sehr zeitnah gegensteuern! Wir brauchen endlich die Einführung eines modernen Einwanderungsgesetzes, welches klar regelt, wer zu uns kommen darf und wer nicht. Eine klare Regelung in der Flüchtlingspolitik wird von den hier lebenden Menschen dringend erwartet. Bei sprudelnden Steuereinnahmen sollte mehr in der Armutsbekämpfung getan werden. Dies fängt bei der Bildung in der Kita bis zur flächendeckenden Ganztagsbetreuung an. Programme gegen Langzeitarbeitslosigkeit, ausreichende Investitionen in Verkehrswege- und Gigabitnetze sind nötig.

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Johannes Vogel (FDP): 1. Beste Bildung unabhängig von der Herkunft – in der auch der Bund endlich unterstützen darf. 2. Den Arbeitsmarkt fit machen für die Digitalisierung und ein Rentensystem, das generationengerecht und flexibel ist. 3. Digitalisierung voranbringen: Highspeed-Internet auch im ländlichen Raum, Online-Bürgerämter und weniger Bürokratie sowie mehr Freiheiten für Gründer und Unternehmer. 4. Ein Einwanderungsgesetz, das zwischen Flüchtlingen und Einwanderern unterscheidet und nach klaren Kriterien um Talente wirbt. 5. Mehr Menschen müssen sich etwas aufbauen können – zum Beispiel durch 500.000 Euro Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer – und Entlastung durch Wegfall des „Soli“.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Die Klimapolitik, raus aus Kohle und Öl. Die Luft muss sauberer werden. Die Verkehrspolitik, da muss mehr für die Nahmobilität geschehen, Stichwort dazu ist das Dorf- und Stadtteilauto, ÖPNV usw. Die sozialen Fragen müssen angegangen werden. Stichwort dazu sind die Bürgerversicherung in der Gesundheits- und in der Rentenpolitik. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Frauen dürfen hier nicht schlechter gestellt sein.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): Eine neue Steuerpolitik soll dazu beitragen, die sich bisher immer weiter öffnende Schere in der Einkommens- und Vermögensverteilung langfristig zu schließen. In der Folge können soziale Standards wieder angehoben werden, u. a. die Einführung einer Mindestsicherung von 1050 Euro, die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde, die Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent und die Einführung der solidarischen Gesundheitsversicherung.

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Klaus Heger (AfD): Im Telegrammstil: Keine wichtigen Entscheidungen am Parlament vorbei, mittelfristig Einführung von Volksabstimmungen, Beendigung der unserem Gemeinwohl schadenden Allmacht der Europäischen Zentralbank, ansonsten Austritt aus dem Euro, Aufstockung der Polizeikräfte, bessere Ausrüstung der Polizei, härtere Strafen für gefährliche Körperverletzung, Zuwanderung nur nach unseren Regeln, aktive Familienpolitik: u.a. steuerliches Familiensplitting, Genderideologie aus den Schulen heraushalten, keine willkürliche Beschränkung der Meinungsfreiheit, das hochkomplexe deutsche Steuersystem vereinfachen, Staatsquote senken, längeres ALG 1 für langjährige Beitragszahler.

Frage 6

Nun zu Ihnen persönlich: Warum wären/sind Sie ein/e gute/r Bundestagsabgeordnete/r? Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Am besten beurteilen das sicher andere! Ich will mich weiter wie bisher einbringen: Fair im Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen, kritisch in der Sache und am Wohl für die Sauerländerinnen und Sauerländer und für unser Land orientiert. Vieles braucht im parlamentarischen Verfahren zu lange, dafür fehlt mir manchmal die Geduld.

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Nezahat Baradari (SPD): Mir fällt auf, wie praxisfern manche Entscheidungen in Berlin sind. Als niedergelassene Kinder- und Jugendärztin bekomme ich die sozialen Nöte mancher Menschen mit. Diese beziehen sich unter anderem auf meist psychische Krankheiten in der Familie, Pflegefälle, finanzielle Sorgen, Probleme bei der Wohnungssuche, psychische und physische Gewalt in der Familie und mangelnde Förderung bzw. Vernachlässigung von Kindern. Meine Stärke ist meine Ehrlichkeit und Durchsetzungskraft. Ich habe einen Hang zur Perfektion, was nicht immer gut ist. Man sagt, dass ich in der Gesundheitsbranche neben dem notwendigen Sachverstand, auch menschliche und emotionale Kompetenz besitze.

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Johannes Vogel (FDP): Ich bin Überzeugungstäter und habe Lust zu gestalten – deshalb mache ich Politik. Mit 35 Jahren bin ich noch jung, aber politisch erfahren – ich durfte das Sauerland bereits einmal in Berlin vertreten und würde dies sehr gerne wieder tun. Beruflich bin ich unabhängig als Führungskraft bei der Bundesagentur für Arbeit und weiß daher in meinem politischen Fachgebiet, wovon ich rede. Jederzeit ansprechbar zu sein ist für mich selbstverständlich, auch auf Twitter, Facebook oder Instagram. In den letzten Jahren habe ich an der Erneuerung der FDP mitgewirkt – und würde jetzt gerne mithelfen, Deutschland zu erneuern. Ungeduld ist sicher eine meiner Schwächen – aber Ungeduld ist ja mitunter auch eine Tugend.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Meine Stärke ist die Standhaftigkeit und die Fähigkeit, dicke Bretter zu bohren und auch die Geduld dafür zu haben. Meine Schwäche ist, dass ich kein Geschichtenerzähler bin und lange Reden halte.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke):  Meine Erfahrungen als Betriebsratsvorsitzende in einer Klinik und als ehrenamtliche Arbeitsrichterin sprechen für ein Engagement im Gesundheitssektor oder Arbeits- und Sozialrecht und Arbeits- und Gesundheitsschutz.

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Klaus Heger (AfD):  Wir halten diejenigen für gute, oder sagen wir: „bessere“ Abgeordnete, die nicht sofort nach ihrer meist akademischen Ausbildung in die Politik streben, sondern eine längere Zeit beruflich aktiv sind. Das ist bei mir der Fall. Nicht zuletzt meine langjährige Tätigkeit im Ausland hat mir geholfen, reichlich Lebenserfahrung zu sammeln. Daher möchte ich auch meine Weltoffenheit als Stärke benennen. Ich war 13 Jahre in Asien als kaufmännischer Leiter von Fernostzentralen deutscher Unternehmen tätig; auch meine Frau stammt aus Hongkong. Leider habe ich es damals versäumt, ihre Muttersprache Kantonesisch fließend sprechen zu lernen, was ich bedaure und jetzt als Schwäche empfinde.

Frage 7

Worin unterscheiden sich die beiden Regionen Ihres Wahlkreises – Olpe und Lüdenscheid – besonders stark? Was tun Sie, um den für Sie jeweils etwas „fremderen“ Teil Ihres Wahlkreises besser kennen zu lernen?

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Dr. Matthias Heider (CDU):  Mir ist kein Teil meines Wahlkreises fremd. Ich kenne im Märkischen Kreis und im Kreis Olpe viele tolle, herzliche Menschen, echte Sauerländerinnen und Sauerländer halt. Aber natürlich muss ich manchmal vor Ort genauer nachfragen. Die dafür nötige Zeit nehme ich mir gerne. Beide Teile zusammen sind das südliche Sauerland und das ist meine Heimat.

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Nezahat Baradari (SPD): Im Kreis Olpe ist man der Tradition und dem Brauchtum stark verpflichtet und das öffentliche Leben ist überwiegend katholisch geprägt. Das Lüdenscheider Leben ist eher urbaner Natur. In der Kommunikation, ob auf Schützenfesten, Karneval, Spielplatzfesten oder Rockkonzerten und insbesondere an Wahlständen lerne ich die Menschen und ihre unterschiedliche Mentalität kennen.

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Johannes Vogel (FDP): Da ich gebürtig aus dem Bergischen Land komme, durfte ich beide Teile meines Wahlkreises vor einigen Jahren erst intensiver kennenlernen. Außer der konfessionellen Prägung habe ich aber keine wesentlichen Unterschiede feststellen können und eine große Umstellung erforderte es auch nicht: Authentische, liebenswerte und zuverlässige Menschen, eine beeindruckende, wunderschöne Landschaft sowie hochinnovative mittelständische Industrie – meine politische Wahlheimat ist mir sehr ans Herz gewachsen. Das Sauerland ist eine ländliche Region, aber in Wahrheit sind die Unternehmer und Mitarbeiter hier am Puls der Globalisierung. Ich will dafür arbeiten, dass das auch im Zeitalter der Digitalisierung so bleibt.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen):  Ich sehe da keinen großen Unterschied in den Regionen. Ich bin des Öfteren im Märkischen Kreis unterwegs. Freunde von mir wohnen dort.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): Während es im Kreis Olpe einen ungewöhnlich hohen Anteil prekärer Beschäftigung gibt, sind im Märkischen Kreis Probleme in der Gesundheitsversorgung sowie der Pflegeeinrichtungen vorrangig. Im Kreis Olpe wird in Zukunft ein enger Kontakt zu den Betroffenen in Form einer Bürgersprechstunde sowie zu der hier unterstützenden Caritas zum besseren Kennenlernen beitragen.

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Klaus Heger (AfD): Der Kreis Olpe, in dem ich sehr gerne lebe, ist ein rein ländlicher Landkreis; es gibt hier sieben kleinere Städte und Gemeinden, mit einer Einwohnerzahl von jeweils 12 000 bis 26 000, während Lüdenscheid als „Große kreisangehörige Stadt“ mit deutlich über 70 000 Einwohnern aufwarten kann. Das ergibt ein ganz anderes städtisches Flair. Seit meiner Wahl zum Direktkandidaten spreche ich regelmäßig mit Parteikollegen aus dem MK über Belange des Kreises, lese mich im Internet intensiv in die allgemeine Struktur des Kreises ein und verfolge dort auch die tagesaktuellen Berichte. Privat fahren meine Frau und ich an Wochenenden gerne zum Einkaufen nach Lüdenscheid.

Frage 8

In welchen Politikfeldern würden Sie sich im Bundestag am liebsten engagieren?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Ich bin seit acht Jahren Wirtschaftspolitiker und möchte auch zukünftig in diesem Bereich arbeiten. Ich glaube, dass unserer Region das am meisten nutzt. Unternehmen mit Entfaltungsmöglichkeiten schaffen im Übrigen zusätzliche Jobs und von zusätzlichen Jobs profitieren die Menschen und damit auch die Familien im Sauerland. 

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Nezahat Baradari (SPD): Gesundheitspolitik, Familie, Soziales, Kinder und Jugendliche, Breitbandausbau, kommunale Finanzen.

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Johannes Vogel (FDP):  Meinen Schwerpunkt sehe ich in den Feldern, in denen ich auch heute arbeite: in der Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik. Ich will für drei Dinge besonders kämpfen: Erstens Einstiegs- und Aufstiegschancen am Arbeitsmarkt sowie einen Sozialstaat, der dafür sorgt, dass man immer wieder eine zweite Chance bekommt. Zweitens die Gestaltung der modernen Arbeitswelt. Zum Beispiel Home-Office und mobiles Arbeiten ermöglichen mehr Freiheiten was, wann und von wo man arbeitet. Drittens brauchen wir ein Rentensystem, in dem jeder nach schwedischem Vorbild selbst entscheidet, wann er in Rente geht und das auch zu Zick-Zack-Lebensläufen zwischen Anstellung, Selbständigkeit und Gründungen passt.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen):  Der umweltbezogene Gesundheitsschutz hat für mich eine besondere Bedeutung. Mein Ziel ist es, den Schutz von Mensch und Umwelt vor Umweltgiften, Luftschadstoffen, Lärm und Elektrosmog weiter zu verbessern. Es geht mir um die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen und ein gutes Leben für die Menschen. Ich trete als Kandidat für die Bundestagswahl an, weil ich mich mit vielen Entwicklungen in unserem Staat nicht abfinden kann und will (z.B. Dieselgate, Gülleimporte, Braunkohleverstromung). In der Politik setze ich mich seit vielen Jahren für die Schwachen in unserer Gesellschaft ein.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): Gesundheitspolitik und/oder Sozialpolitik.

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Klaus Heger (AfD):  Nicht zuletzt bedingt durch meine Ausbildung und berufliche Erfahrung interessiere ich mich am meisten für wirtschafts- und finanzpolitische Fragen. Als Mitglied im parteiinternen Landesfachausschuss Finanzen, der sich mit Steuer- und Haushaltspolitik beschäftigt, habe ich bereits am Landeswahlprogramm zu diesem Themenbereich mitgearbeitet. Meine Sorge über die gewaltigen Risiken, die unserem Gemeinwohl durch den Euro nach wie vor drohen und sich weiter verstärken, hat mich seinerzeit bewogen, in die AfD einzutreten. Leider wird dieses hochbrisante Thema in der öffentlichen Debatte derzeit durch andere Problemfelder überlagert bzw. von den regierenden Parteien bewusst verdrängt.

Frage 9

Bitte nicht kneifen: Wenn Sie sich nicht selbst wählen dürften – welchen Ihrer Mitbewerber würden Sie wählen, und warum?

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Dr. Matthias Heider (CDU): Das ist eine schwere Frage. Ich kenne nicht alle meiner Mitbewerber. Die bisherige Abgeordnete der SPD, Frau Crone, hätte ich wegen unseres gemeinsamen Einsatzes für die Waldbauern und die A 45 wählen können. Johannes Vogel hat in seiner Zeit im Bundestag ebenfalls aktiv für eine gute Infrastruktur im Sauerland gearbeitet. Letztlich bin aber froh, CDU wählen zu können: Die Kombination aus Freiheit, Selbstbestimmung und christlicher Verantwortung ist nur bei der CDU zu finden. 

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Nezahat Baradari (SPD): Ich würde nie die AfD wählen.

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Johannes Vogel (FDP): Leider hat Martin Schulz ein SPD-Programm vorgelegt, das in zentralen Feldern zurück in die 90er-Jahre will. Die CDU will wenigstens ein „Weiter so“ – das liegt mir zumindest näher als ein Zurück ins Gestern, daher würde ich vermutlich Matthias Heider wählen. Entscheidend ist aber, dass sich auch jemand um das Morgen, also die Zukunft kümmert. Daher habe ich die letzten Jahre neben dem Beruf an der Erneuerung der Freien Demokraten mitgearbeitet – weil ich fest davon überzeugt bin, dass im aktuellen Deutschen Bundestag eine Kraft der Mitte fehlt, die wirtschaftliche Freiheit, Weltoffenheit und gesellschaftliche Liberalität verbindet und die daran glaubt, dass das Beste noch vor uns liegt.

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Christian Hohn (Bündnis 90/Die Grünen): Wenn ich nicht wählen dürfte, kann ich auch keinen anderen wählen. Aber im Ernst. Wenn, würde ich immer jemanden wählen, der die sozialen Belange der Menschen im Blick hat.

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Ingeborg Mohr-Simeonidis (Die Linke): Frau Baradani macht auf mich einen vernünftigen und vertrauenswürdigen Eindruck.

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Klaus Heger (AfD): „Und für welchen Fischer stimmst du, fragte die Sardine den Hering“ (Manfred Hinrich, Kinderbuchautor). Trotz dieses Dilemmas ist für mich als Demokrat ein Fernbleiben von einer Wahl völlig ausgeschlossen. Eines ist klar: Wenn es die AfD nicht gäbe, hätte man sie angesichts der Regierungspolitik der letzten Jahre für mich erfinden müssen. Kandidaten aus dem linken Spektrum sind aus meiner Sicht nicht wählbar. Immerhin hat sich die FDP eindeutig gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, mithin gegen den Einstieg in die Zensur ausgesprochen. Deshalb wäre wohl doch Herr Vogel so gerade noch hinnehmbar; eine Zweitstimme für die FDP käme aber aus vielen Gründen für mich nicht in Frage.

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