Luftbrücke für zehntausende Touristen

Acapulco - Nach von Tropenstürmen ausgelösten Überschwemmungen im Badeort Acapulco haben die mexikanischen Behörden eine Luftbrücke eingerichtet, um zehntausende Touristen in Sicherheit zu bringen.
Militär- und Zivilflugzeuge flogen auch in der Nacht zum Mittwoch hunderte Touristen aus dem Katastrophengebiet aus. Dort war die Lage dramatisch: Tausende Menschen in der Stadt plünderten Geschäfte - teils weil sie sonst nichts zu essen bekommen konnten.
Schätzungen der Behörden zufolge sitzen insgesamt rund 40.000 mexikanische und ausländische Touristen in Hotels oder in Notunterkünften in dem Badeort am Pazifik fest. Die 680.000-Einwohner-Stadt im südwestlichen Bundesstaat Guerrero, in der es fünf Tage ununterbrochen heftig geregnet hatte, war fast vollständig von der Umwelt abgeschnitten.
Mehr als die Hälfte von Acapulco war überschwemmt - zum Teil stand das Wasser drei Meter hoch. An einigen Stellen wurden Krokodile an Land geschwemmt, was die Rettungsarbeiten erschwerte. Einige Bewohner warteten auf den Dächern ihrer Häuser stundenlang auf Hilfe. Erdrutsche hatten die beiden Hauptstraßen nach Acapulco blockiert.
Die Fluggesellschaften Aeromexico, Interjet und Aeromar begannen am Dienstag damit, Touristen auszufliegen. Zudem wurden einige Militärflugzeuge zur Unterstützung der Luftbrücke entsandt. Bis zum Ende des Tages hatten mehrere hundert Touristen die Stadt verlassen, auch in der Nacht zum Mittwoch wurden die Flüge fortgesetzt. Allerdings stand auch im Flughafenterminal das Wasser kniehoch. Passagiere wurden direkt auf die Landebahn gefahren, um in ihre Maschinen zu steigen.
Bilder: So wüten die Tropenstürme in Mexiko
Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, in Acapulco hielten sich nur sehr wenige Deutsche auf. Die deutsche Botschaft in Mexiko-Stadt habe Kontakt zu den bisher bekannten Deutschen im Katastrophengebiet und bemühe sich zugleich um weitere Erkenntnisse, sagte eine Ministeriumssprecherin.
In Acapulco plünderten zahlreiche Menschen einen überschwemmten Großmarkt, wie ein AFP-Reporter berichtete. Sie holten Nahrungsmittel, aber auch Fernsehgeräte und Kühlschränke aus dem Gebäude. Soldaten und Polizisten griffen nicht ein.
"Wir bringen unseren Kindern Nahrungsmittel, es gibt nichts zu essen", sagte eine Frau, die Einkaufstaschen schleppte. Andere trugen Haushaltsgeräte und Matratzen davon. "Wir können sie nicht aufhalten", sagte ein Soldat. "Das ist eine ernsthafte Krisensituation."
Andernorts bildeten Touristen und Anwohner lange Schlangen an drei Supermärkten, die noch geöffnet hatten. Ein schnelles Ende der Probleme ist nicht in Sicht. Laut Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong dürfte es zwei bis drei Tage dauern, bis die Zufahrtsstraßen freigeräumt sind.
Am Wochenende hatte zunächst der Tropensturm "Manuel" die Pazifikküste im Westen des Landes erreicht, wenig später wütete der Tropensturm "Ingrid" an der Golfküste im Osten. Der Zivilschutz sprach von einer "leichten Entspannung", die Lage in Gebieten wie dem am schwersten betroffenen Bundesstaat Guerrero sowie Veracruz im Osten wurde jedoch als nach wie vor äußerst kritisch bezeichnet.
Mexikanische Medien berichteten unter Berufung auf den Innenminister von mittlerweile 57 Todesopfern der Unwetter. Am Dienstagabend hatte Osorio von mindestens 47 Toten - alle Mexikaner - gesprochen.
afp