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Lady mit starker Stimme singt Lieder voll Tiefgang

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Anne Haigis faszinierte allein schon mit ihrer starken Stimme bei dem Konzert am Samstagabend. Doch auch ihr kongenialer Partner Jan Laacks erwies sich dabei als Resonanzboden par exzellence. ▪
Anne Haigis faszinierte allein schon mit ihrer starken Stimme bei dem Konzert am Samstagabend. Doch auch ihr kongenialer Partner Jan Laacks erwies sich dabei als Resonanzboden par exzellence. ▪ © Schmidt

KIERSPE ▪ Die Stimme ist elementar, ausdrucksstark und facettenreich. Die Lady ist ein Tramp. Bereit und willens, in der Ferne die Nähe zu suchen und dabei Eindrücke nicht nur aufzunehmen, sondern auch nachhaltig zu hinterlassen. Mit dem Konzert in der Margarethenkirche lieferte Anne Haigis dazu den überzeugenden Beweis.

Es war ein Glücksgriff für Uwe Krohn, Organisator des aktuellen Tages der Begegnung der hiesigen Selbsthilfegruppe unter dem Dach von „Leben ohne Dich“, und zugleich dessen krönender Abschluss. Der Tag wurde letztlich veranstaltet im Rahmen der Kirchenkonzerte der Kirchengemeinde, die in ihren Räumlichkeiten rund 30 Interessierten aus der Selbsthilfegruppe, die aus der ganzen Region kommen, Möglichkeiten zu regelmäßigen Treffen bietet. Dabei geht es und ging es auch diesmal um Trauerbewältigung, das Verschmerzen von Verlusten und Verlassensein, einen Neubeginn nach der Zäsur; ein Zurechtfinden im weiteren Leben ohne Kind, Elternteil oder den geliebten Partner. „Wir werben auch um mehr öffentliche Aufmerksamkeit für die Betroffenen“, erläuterte Krohn das hier seit fünf Jahren bestehende Engagement.

„Ich hab’ ganz viele Songs im Repertoire, die sich auf diese Thematik beziehen können“, sagte Anne Haigis in Richtung vollbesetzte Kirchenbänke. Die Schwäbin, die zurzeit mit Partner Jan Laacks und ihrem neuen Programm „Wanderlust“ durch die Lande tourt, bekannte auch: „Ich hab’ ein ganz tolles Faible für amerikanische Musik.“ Die Vollblutmusiker boten eine Abfolge aus beiden Genres. Die emotionalen Schwingungen erfassten das Publikum unmittelbar, die Künstler bezogen es gekonnt mit ein, erzeugten eine schon fast intime Nähe.

Leidenschaftliche Rocksongs, feinfühlige Blues-Balladen oder anrührende Texte wie „Sie weiß nicht mehr wo’s langgeht – ist sie kalt oder heiß“, trafen den Nerv der Zuhörer. Lieder von Trude Herr, gesungen in Köln aus Anlass des fünften Todestages der Komödiantin und „Ulknudel“, die aber auch eine melancholisch-tragische Figur war, entsprachen Empfindungen, die gewiss auch vielen der Konzertbesucher vertraut sind. „Du warst mein Papa“ – eine Hymne auf den Vater – etwa oder „Eine Nacht aus Glas“ über eine schlaflose Nacht voller Ängste.

Die Intensität der Darbietungen fesselte, Gefühle fanden klangvollen, bewegenden Ausdruck. Mit Timbre in der Stimme, mit dem nötigen Reibeisen-Anteil und in der direkten Ansprache zog Haigis die Zuhörer in ihren Bann. Tiefgründige Gedankenschwere und fröhlicher Klatschrhythmus lagen nahe beeinander. Highway und kontinentale Weite, Ängste und innere Zerrissenheit formten die Künstler zum Musikabend aus einem Guss. Dabei erwies sich Anne Haigis kongenialer Partner Jan Laacks als Resonanzboden par exzellence. ▪ Erna Schmidt

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