Klang der Arbeit entsteht auch im Schleiper Hammer

Kierspe - Wie klingt Arbeit? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit ein Team des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Mit Kamera und Mikrofon begeben sich die LWL-Mitarbeiter auf Spuren- beziehungsweise Klangsuche. Fündig wurden sie unter anderem im Schleiper Hammer.
Von Johannes Becker
In Zukunft stehen Bilder, Filmaufnahmen und vor allem die Geräusche des Hammers Schülern und Lehrern, aber auch Künstlern in ganz Europa zur Verfügung. Vor allem durch das ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiter des Kiersper Heimatvereins.
In einer Zeit, in der Kinder nicht einmal mehr den Klang einer Registrierkasse erkennen, weil ihr Spielzeugkaufladen über eine Scannerkasse verfügt, die nur noch Piep-Töne von sich gibt, klingen die Schläger eines Hammerwerkes so weit entfernt wie das Bearbeiten von Steinäxten mit Faustkeilen.
Doch der Klang der Arbeit soll nicht verlorengehen, das haben sich Museen aus fünf europäischen Ländern vorgenommen und reisen nun durch die jeweiligen Staaten, um den „sound of work“ aufzunehmen. Verbunden mit Filmaufnahmen und digitalen Bildern.
Im Schleiper Hammer waren zu diesem Zweck Konrad Gutkowski und Julian Blaschke vom LWL im Schleiper Hammer zu Gast. Und Dank des Engagements des stellvertretenden Heimatvereinsvorsitzenden Peter Heins sowie der beiden „Facharbeiter“ Manfred Völker und Karl-Heinz Kraus bekamen die LWL-Mitarbeiter einen Einblick in die Arbeitsprozesse des Hammers.
Da wurde die Exzenterpresse aus dem Jahr 1860 angeworfen, um mit einem Scherenwerkzeug Krampen für die Holzflößerei zu fertigen. Später wurde dann in der Glut der Kohle ein Stück Stahl für den Schmiedeprozess unter dem historischen Federhammer aus dem Jahr 1920 vorbereitet. Wobei der Begriff „Feder“ im Hammer täuscht.
Es ist schon eine erstaunliche Schlagkraft und Frequenz mit der der glühende Stahl in Form gebracht wird. Manfred Völker hat diese Aufgabe übernommen. Später wird er noch die Krampen mit dem Handhammer weiter verarbeiten, nachdem diese unter einem deutlich kleineren Schmiedehammer von Karl-Heinz Krause ihr fast fertiges Aussehen bekommen haben.
Gesammelt werden die Geräusche und Bilder dann in dem Projekt Europeana, zu dem als deutscher Beitrag auch die Digitalbibliothek gehört, die vor wenigen Tagen „online“ ging.
Wie die Nutzung der Arbeitsgeräusche aussehen beziehungsweise sich anhören kann, können Interessierte bereits am Sonntag, 18. Mai erfahren, dann findet der internationale Museumstag statt und der Künstler Florian Hartlieb wird auf der Zeche Zollern gemeinsam mit dem Publikum aus den aufgenommenen Geräuschen eine Soundkollage komponieren, die dann auch gespielt wird.
Verwendung finden die Aufnahmen aber auch in Radiohör-, in Computerspielen oder Geräusche-Rätseln. Aus diesem Grund musste der Heimatverein auch alle Rechte an dem aufgenommenen „Lärm“ an den LWL abtreten. „Das ist für uns keine Frage, Hauptsache wir haben die Möglichkeit, unseren Hammer einem größeren Publikum bekannter zu machen“, fasst Peter Heins seine Motivation für den Einsatz in dem doch recht kühlen Hammer zusammen.