Evangelischer Kreiskirchentag in Lüdenscheids Innenstadt

Lüdenscheid - „Ergreifend, beeindruckend, toll, wie alle mitgemacht haben.“ Superintendent Klaus Majoress zog ein rundum positives Fazit des Kreiskirchentages, der am Sonntag nicht nur Christen aller Konfessionen in die Lüdenscheider Innenstadt lockte. Schon zu den drei Gottesdiensten, mit denen der Tag eingeläutet wurde, fanden sich viele hundert Gläubige ein.
Beim zweiten Kreiskirchentag des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg unter dem Motto „Himmelwärts“ stand das Reformationsjubiläum im Mittelpunkt. Auch Bischof Dr. Abednego Keshomshahara aus Tansania nahm die Botschaft Martin Luthers zum Ausgangspunkt seiner Predigt: Es gehe beim christlichen Glauben nicht darum, „dass wir gerettet werden durch unsere Taten, sondern als gerettete Menschen sollen wir gute Taten tun.“ Er sprach davon, wie diese guten Taten als „Früchte des Glaubens“ dem Wohl der Menschen dienen. In Deutschland seien solche Früchte zum Beispiel dort sichtbar, wo Flüchtlinge aufgenommen werden. Dies sei weiterhin wichtig, obwohl einige die Gastfreundschaft durch Terrorismus missbrauchten. „Wir müssen viel tun, damit wir das Leben der Menschen weiter verbessern.“ Nationalismus, „der die globalen Herausforderungen nicht gemeinsam tragen will“, sei der falsche Weg.
Auch Klaus Majoress hatte in seiner Begrüßung auf die Sorgen und Ängste hingewiesen, „in einer zerrissenen Welt, in einer Welt, in der Kriege und Terror ihr Gesicht zeigen.“ Gleichzeitig verbauten aber oft „Wohlstand und Selbstgenügsamkeit unseren Blick für die Notleidenden, Hungernden und Verhungernden.“
Zeitgleich zum Hauptgottesdienst auf dem Rathausplatz fanden ein Jugendgottesdienst auf dem Sternplatz und ein Kindergottesdienst mit Kindermusiker Daniel Kallauch im Rathausfoyer statt. Aber ein Kreiskirchentag ist eben nicht nur Gottesdienst – mit dem Markt der Möglichkeiten, Programm auf zwei Bühnen und im Rathausfoyer, Aktionen im Rosengarten sowie Gelegenheit zur Besinnung in der Kirche St. Joseph und Medardus zeigte sich eine große Vielfalt christlichen Lebens und Glaubens.
Über allem schwebte Martin Luther – im Rosengarten konnten Besucher ihre eigenen Thesen anschlagen oder Luthertexte auf dem Boden lesen. In der Erlöserkirche ging es um Luther-Bildnisse und überall auf dem Markt der Möglichkeiten standen Figuren des Reformators. Passend zur Einstellung Luthers, dass auch gefeiert werden dürfe, gab es zahlreiche Unterhaltungsangebote für kleine und große Leute. Auf der Hauptbühne bewies Schlangenmädchen Lina Pawlowske ihre Beweglichkeit. Das Comedy-Duo Lennardt und Lennardt, das sich mit den Ideen der Reformation auseinandersetzte, spielte indes gegen den Regen an. Aber selbst dieser heftige Guss am Nachmittag konnte die Feststimmung nicht trüben – viele Kirchentagsbesucher fanden in dieser Zeit Unterschlupf unter einem der zahlreichen Pavillons. Kaum war der Regen vorbei, füllte sich der Rathausplatz auch zwischen den Ständen wieder mit Menschen. Offenes Singen und der Gospelchor Risecorn auf der Hauptbühne sowie etliche Bands auf der Jugendbühne bewiesen, dass die Musik zwingend zum Glauben dazu gehört.
Auch zahlreiche Katholiken besuchten des evangelischen Kreiskirchentags. Der katholische Kreisdechant Patrick Schnell sprach bei der Abschlussveranstaltung von der Vielfalt christlichen Lebens, die aus der Reformation gewachsen sei. Nach der Trennung sei es aber nun wieder an der Zeit, aufeinander zuzugehen.
Majoress sprach zum Abschluss davon, dass die Veranstaltung ein Ausdruck dessen gewesen sei, was Kirche heute sei: Das Miteinander von Institutionen und Gemeinden, von alten und jungen Menschen. Aber so ein Kreiskirchentag lebe in erster Linie von den Menschen, die sich engagieren. Ihnen allen galt der Dank des Superintendenten, vor allem Projektleiterin Jutta Tripp, die stets für jedes Anliegen ansprechbar gewesen sei.